Die Verbesserungen, die durch den Wegfall des E-Camps ergeben haben?
1. Erfahrungsgewinn
Vergleichen wir zwei meiner Spieler, die sich meiner Meinung nach ziemlich gut vergleichen lassen.
Joel Dailly vs. Noel Guerra
Beides Verteidiger, Joel Dailly hat am Ende seiner ersten Saison 5 Tage E-Camp erhalten, ansonsten hat er in den ersten 13 Saisons eigentlich immer in der ersten oder zweiten Reihe gespielt. Danach hat er eher zweite oder dritte Reihe gespielt, aber die Saisons nachher sind eigentlich schon völlig irrelevant. Nach diesen 13 Saisons stand er bei Erfahrung 80. War solide, wie ich finde, aber die Entwicklung war schmerzhaft langsam. Es machte einfach absolut keinen Sinn. Ich habe hier einen Spieler, der am Ende seiner Karriere 502 Spiele mit einer durchschnittlichen Eiszeit von über 21 Minuten pro Spiel gemacht hat und nicht einmal Erfahrung 100 erreicht hatte. Das war absolut lächerlich.
Vergleichen wir das jetzt mal mit Noel Guerra, einem aktuellen Spieler von mir. Bis jetzt 363 Spiele mit einer durchschnittlichen Eiszeit von 25 Minuten pro Spiel und er erreichte Erfahrung 100 in Saison 179, in seiner zwölften Saison.
Ich weiss nicht, was Erfahrung vor dem Wegfall des E-Camps war, aber es war keine Erfahrung im Sinne des Wortes. Es war billige Stärke, die man kaufen konnte, ohne zusätzliche Gehaltskosten zu zahlen. Seit dem Wegfall ist es wirklich Erfahrung. Will man einen 1. Reihen-Verteidiger haben? Dann muss man den auch so einsetzen und vielleicht mal in den sauren Apfel beissen & ein paar Tore mehr zulassen. Aber man profitiert danach extrem davon, sobald der Spieler an Erfahrung gewonnen hat. Je früher man auf den Spieler setzt, desto früher zahlt dieser das Vertrauen auch zurück. Das sind extrem interessante Abwägungen, die vorher einfach nicht wirklich notwendig waren, mindestens nicht in diesem Ausmasse.
2. Spielspass
Klar, das ist extrem subjektiv, aber in den tieferen Ligen macht es in meinen Augen viel mehr Spass. Man hat einen etwas grösseren Spielraum, in welchem man Sachen ausprobieren kann, vor allem in Bezug auf die Erfahrung und wie man den jungen Spielern diese Erfahrung gewähren kann. Auch hier, ein Beispiel aus der zweiten Liga, als ich Oliver Huhn als neuen 1st Line Center aufbauen wollte. Hat immer in der ersten Reihe gespielt, immer PP1/UZ1 und hätte ich mich nicht verkalkuliert mit einem Transfer, hätte das geklappt, selbst in der zweiten Liga, auch wenn das alles ein ziemlicher Balance-Akt war, weil meine erste Reihe trotz eines guten Teams dahinter ziemlich auseinandergenommen wurde. Dieses Problem gibt es in den tieferen Ligen nicht wirklich so extrem. Da kann man mal junge Spieler mit einem tieferen SEF-Wert in die erste Reihe schmeissen, ohne komplett zerlegt zu werden.
3. Special Teams
Das wird immer vergessen, aber im Zuge des Wegfalls des E-Camps kam auch die Möglichkeit, die Special Teams selber einzustellen. Und mein Gott, macht das einen Spass. Den Erfahrungsbonus für alle drei Reihen aufrechterhalten und trotzdem allen wichtigen Spielern genügend Eiszeit zu verschaffen mit den Special Teams, das gibt dem Ganzen einfach ordentlich mehr Tiefgang, ohne das Spiel zu verkomplizieren.
Zu der ganzen Diskussion, die hier immer wieder aufflammt:
Die Goalies sind nicht die Ursache des Problems, sondern ein Symptom. Ich habe es vor ein paar Seiten schon einmal erwähnt, das wirkliche Problem ist die Leistungsdichte in den oberen Ligen. Um da oben mitzuspielen, muss das Team nahezu perfekt sein, glaubt mir, ich kenne es. Und das gilt für jedes Team, welches nicht absichtlich absteigen will. Die Unterschiede sind so eng, dass dann einzelne Schwachstellen einen riesigen Unterschied ausmachen. Aber ist das nicht auch realistisch? Wenn zwei Top-Teams gegeneinander spielen, aber ein Team hat keinen wahren Nr. 1 Center, dann wird das Top-Team mit dem besseren Center eher gewinnen. Wenn diese Teams unfassbar starke Offensiven haben, ein Team hat einen Weltklasse-Torhüter im Tor und das andere Team einen hochtalentierten Junior, dann ist das Team mit dem Weltklasse-Torhüter klar im Vorteil, obwohl die Teams sonst genau gleich stark sind. Genau das passiert halt in den Premier & auch Second Divisions der einzelnen Regionen.
Aber dieses Problem kann man in meinen Augen bloss dadurch lösen, dass die Topteams einer Liga viel mehr Geld erhalten als die schwächeren Teams. Dass man für Playdown-Teilnahmen praktisch finanziell abgestraft wird, während man als Playoff-Teams wie blöd Geld scheffelt. Diese Teams können sich dann auch ein stärkeres Team leisten als die tieferrangierten Teams und dann fällt auch ein Juniorentorhüter nicht mehr so stark ins Gewicht, weil man auf den anderen Positionen klar stärker aufgestellt ist (und ich spreche hier nicht von einem Vorteil von 1SEF, das ist schlicht und ergreifend nichts). Und das würde das Spiel extrem verkomplizieren, das würde das Finanzmanagement unfassbar schwierig machen, man müsste die Liga eingehend analysieren und dadurch die Rangierung in der Liga abschätzen können, um das Team finanziell darauf auszurichten. Und das wäre meiner Meinung nach nicht wünschenswert. Die Einfachheit des EZMs ist seine Stärke, aber gleichzeitig auch seine Schwäche. Weil die Planung halt relativ einfach ist, ist es auch nicht unfassbar schwierig, ein sehr guter Manager zu sein. Es gibt nicht allzu viele Stellschrauben, an denen man drehen kann. Es braucht nicht unfassbar viel Zeit und Aufwand, um ein Team für die eigenen finanziellen Möglichkeiten zu optimieren. Dadurch gibt es aber auch eine extreme Dichte an sehr guten Managern, die sich in den oberen Ligen tummeln und irgendwann sind die Tricks, die man als Manager anwenden kann, um einen kompetitiven Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu erhalten, aufgebraucht. In dieser Situation sind wir aber schon seit wahrscheinlich 100 Saisons.
Und das ist ein weiterer Vorteil des Wegfalls des E-Camps. Genau dadurch, dass der Torhüter in diesen zwei Ligastufen enorm wichtig ist und ein Juniorentorhüter eine klar schwächere Leistung abliefert, gibt es Bewegung rein. Diese unfassbare Dichte an guten Managern wird ein bisschen aufgelockert, weil es Sachen gibt, die man jetzt nicht mehr mit Geld lösen kann, sprich das Heranzüchten eines 90/100 Torhüters mit 21 Jahren oder was auch immer.
Ich habe auch immer noch das Gefühl, dass noch nicht alle Möglichkeiten, um diesen Wegfall eines Toptorhüter auszumerzen, versucht wurden. Was ich hier lese, wirkt für mich stark danach, dass man sich an die Art des Managen klammert, welche vor dem Wegfall des E-Camps gut funktionierte und jetzt leider nicht mehr ganz so gut. Vor dem Ende des E-Camps habe ich immer versucht, ein komplettes Team aus Jugend- und Draftspielern zu haben, weil mir das einfach sehr gefiel, wenn die Spieler ihre ganze Karriere in meinem Team verbringen. Das geht jetzt in meinen Augen nicht mehr ganz so gut, weil da eben, je nach Altersstruktur durch das ganze Team hindurch, grosse Schwächen im Kader entstehen können. Da muss man punktuell einkaufen, vielleicht auch mal einen jungen Spieler zu finden versuchen, der zwar nicht die gewünschte Stärke, aber dafür schon Erfahrung hat. Manchmal muss man einen guten Spieler schon früher abgeben, damit man einen jungen Spieler im Team integrieren kann, solange dieser guten Support im Team hat und keine zu grosse Schwachstelle verursacht. Wieder als Beispiel, ich habe in Saison 179 den Vertrag meines zweitbesten Verteidigers auslaufen lassen, weil ich sonst in 6 Saisons innert zwei Saisons einen meiner besten Verteidiger und meinen besten Stürmer verloren hätte. Das hätte zwei riesige Löcher in mein Kader gerissen, aber ich konnte in Saison 179 einen jungen Verteidiger kaufen und ins Team integrieren, der zwar jetzt immer noch nicht gleich gut ist wie der Verteidiger, den ich ziehen liess, aber viel näher an seiner damaligen Stärke dran ist als wenn ich ihn erst jetzt ins Team eingefügt hätte. Das ist jetzt mein Verständnis von langfristiger Planung und von nachhaltigem Kadermanagement. Früher war langfristige Planung: "Ich brauche in 8 Saisons XY Millionen Geld, damit ich mir einen neuen Torhüter heranzüchten kann, der meinen zurücktretenden Torhüter ersetzt." Auch das hatte seinen Reiz, definitiv. Aber seit dem Wegfall des E-Camps gibt es schlicht und ergreifend mehr interessante Möglichkeiten und Überlegungen, die man anstellen kann.
