Moe schrieb:Nun, ich könnte dir ja beipflichten, denn auch ich suche händeringend vernünftige Spieler, da es aber keine gibt, setze ich halt meine Jugis ein und sorge dafür, dass die ordentlich Eiszeit bekommen, um Erfahrung zu bekommen.
In so fern sitzen wir im selben Boot, sage mir aber dennoch: "Pech gehabt!"
Aus der Not heraus tue ich das ja auch, aber seien wir doch einen Moment realistisch: mit ein Bisschen Erfahrung sammeln ist es ja nicht auch nur im Ansatz getan. Ich kämpfe in der 1st West ums Überleben bzw. um den Anschluss. Dabei kassiere ich dann mal - so wie heute - eine wundervolle 1-9 Pleite. Das macht gewiss keinen Spaß. Jugendspieler helfen bei diesem Problem nicht, sie vergrößern es nur noch. Selbst wenn ich ihnen über mehrere Jahre die maximale Spielpraxis von 25 Mins/Spiel gebe, wie ich es bei einigen durchaus getan habe und immer noch tue, ist das kein sonderliches Erfolgsrezept. Sobald sie ein Level an Erfahrung erreicht haben, das weiterbringen könnte, stehen sie von einem Stärkelevel in keiner Relation mehr zu dem, was es bräuchte, um die Erfahrung ausreichen zu lassen (Brice hat die Formel ja ausgegeben: Stärke macht zwei Drittel aus, Erfahrung und Form teilen sich ein Drittel; die tatsächliche Gesamtstärke eines Spielers kann man sich daran ja ausrechnen...)
Jugis einzusetzen ist eine schöne Sache und eine Taktik, die sich auf einen realistischen und noblen Gedanken gründet, die einen aber im Spiel nicht wirklich weiter hilft, wenn man nach oben will und nicht bloß auf feinem Level stagnieren.
btw: Auch, wenn ich mittlerweile einer der privilegierteren Spieler bin, die so mit die besten Jugendspieler bekommen, finde ich das System, dass sich die Qualität der Jugendspieler an der Durchschnittsstärke des Teams orientiert, nach wie vor verfehlt. Die großen Teams müssen keine indirekten Boni bekommen, und nichts anderes sind doch diese Jugendspieler (siehe unten). Ich fände es wesentlich überzeugender, wenn sich die Stärke von Jugendspielern so gar nicht an der Qualität der Mannschaft ausrichtet. Schon richtig, dann ist die Wahrscheinlichkeit exorbitant groß, dass sie den Topteams meist garnichts bringen - außer einer geringeren Ablösesumme. Ich hielte es dennoch für sinnvoller, da Jugendspieler nach absehbarer Zeit nur noch ein finanzieller Faktor sein können, wenn man nicht auf der Stelle kleben bleibt.
Moe schrieb:Die Ursache für dieses Problem sehe ich nun mal in den Teams, die einfach durch die Ligen durchmarschiert sind und daher viel Geld kassiert haben und den Markt leergekauft haben. Die Zeche muss nun mal jetzt bezahlt werden 
Dieses Problem sehe ich um ehrlich zu sein längst nicht so sehr. Ich bin vor zwei Saisons auch abgestiegen, habe danach in in einer Saison in der zweiten Division jedes einzelne Spiel der Saison gewonnen - natürlich ist das ein gewisser finanzieller Bonus, aber keiner, der alles zu erklären vermag.
Moe schrieb:Richtig, es obliegt dann aber dem Manager, den Spieler entsprechend zu Erfahrung zu verhelfen.
Wie gesagt - Erfahrung ist schön und gut, macht aber genau 16,6% der tatsächlichen Qualität eines Spielers aus. Ein früherer Jugendspieler mit einer Stärke von 40 und einer langwierig angehäuften Erfahrung von 30 ist schwächer als ein "Eingekaufter" mit einer halb so großen Erfahrung schon bei einer Stärke von gerade einmal 45. Das Pushen der Erfahrung von Jugendspielern ist ganz sicher kein Weg zum Ruhm.
Moe schrieb:YMMV, aber ich sags noch mal:
Wer meint, alte, aber erfahrene Spieler taugen nichts, hat gewisse Dinge nicht verstanden! Wer mag, kann sich gerne angesprochen fühlen.
Angesprochen oder nicht, ich glaube, kaum jemand meint das wirklich. Gerade angesichts des extrem hohen Rentenalters.
Der Drang danach, jüngere Spieler zu holen, ergibt sich ganz logisch daraus, dass Spieler nicht bloß Leistungsträger im sportlichen, sondern auch Wertanlage im wirtschaftlichen Sinne darstellen können (und sollten). Bislang habe ich noch keinen einzigen Spieler verloren, ohne, dass ich ihn - gewinnbringend - weiterverkauft habe. Die Qualität in Relation zur Teamstärke hat eine äußerst geringe Halbwertszeit - nach wenigen Saisons ist ein früherer Topspieler in der Regel schon nur noch Ergänzungsspieler. Aus dieser Feststellung selbst ergeben sich eigentlich alle Konsequenzen. Ein Spieler von 33+ Jahren lässt sich selten noch weiterverkaufen, nahezu unabhängig von seiner Position. Ob ich nun also einen 27 oder 32 Jahre alten Spieler verpflichte, wird auf lange Sicht einen Unterschied von (in der Näherung) 110% der Kaufsumme (10% sei der Marktwertzuwachs in der Zwischenzeit durch Steigen der Stärke und Erfahrung) dieses Spielers ausmachen, wenn ich ihn halte, bis er nur noch Füllspieler der dritten Reihe ist. Im Falle des 27jährigen kann ich diesen recht sicher nach drei Jahren noch weiterverkaufen - unter Zugewinn von Stärke und Erfahrung, was die Einbußen des Marktwertes durch gestiegenes Alter deutlich überwiegt. Bei einem 32jährigen kann ich ihn nach drei Jahren mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nur noch durchschleppen, bis für ihn garkein Platz mehr im Kader übrig bleibt und man ihn ablösefrei gehen lässt, um Gehalt zu sparen.
Vereinfacht: einen Spieler von 27 Jahren zu holen ist keine wirkliche Ausgabe; das Geld wird tatsächlich wieder hereinkommen. Einen 32jährigen zu holen ist (i.d.R.) eine endgültige Investition in die Qualität des Spielers. Der 27jährige wird am Ende seines "Nutzens" für den Verein noch im Schnitt (etwas) mehr als ein Drittel seines Nachfolgers refinanzieren. Das ist der ultimative Sinn der Verpflichtung von jüngeren Spielern.
Ob diese Einsicht vorher vorhanden war oder nicht - das ist der Grund, warum es immer Sinn macht, jüngere Spieler zu holen, selbst wenn eine etwas geringere Erfahrung die tatsächliche Qualität des Spielers hinter einen anderen, älteren verfügbaren Spieler zurückstellen würde.