Soll ich jetzt eine ebenso lange Liste rauspicken wo das nicht zutrifft, wo vielleicht auch gestandene Goalies mit mehr Erfahrung schlechte Werte haben, Rookies noch schlechter als 86% dastehen, wo die Gegner eine Rolle spielen und die Qualität des eigenen Teams, wo keiner von denen 22 Spiele am Stück gemacht, usw. und dann haben wir genau was davon? Das ist keine konstruktive Diskussion, sondern eine festgefahrene Grundsatzdebatte mit unterschiedlichen Blickwinkeln auf die Eishockeywelt.
Naja, die (reale) Eishockeywelt spricht eine klare Sprache: Immerhin haben genau 2/3 aller 45 analysierten Goalies ihre erste Saison mit mindestens 15 Spielen in der jeweiligen ersten Liga ihres Heimatlandes oder in der AHL mit spätestens 23 Jahren gemacht. Das heißt, dass eher das die Mehrheit ist als die Spätzünder, die es dann trotzdem schaffen.
Das mittlere Alter liegt bei 20,6 Jahren, der Median (50% älter, 50% jünger) liegt bei 20 Jahren. Die mittlere Vorerfahrung im Seniorbereich (inkl. tiefere Ligen) liegt bei 34,1 Spielen, der Median bei 27 Spielen.
Das ist aber nicht der springende Punkt, denn wir spielen ja keine Realitätssimulation, wie Du richtig sagst. Den eigentlichen Punkt sprichst Du selber an:
Randnotiz: ein Bugl wäre in EZM Werten irgendwas mit Stärke 76, Erfahrung 25. Talent gibt es ja hier nicht.
Damit sagst Du selber gradeheraus, dass es unmöglich ist, dass ein Goalie wie Bugl in einer halben DEL-Saison (würde ich mal mit 2nd oder 3rd im EZM vergleichen) auch nur annähernd auf 90 % Fangquote kommt, egal hinter welchem Team er spielt. Genau darum geht es mir/uns.
Ich könnte sehr gut z.B. damit leben, dass ein unerfahrener Goalie einfach wesentlich unkonstanter ist als ein erfahrener, aber im Schnitt trotzdem auf 89-90 % Fangquote kommt. Wenn man diese Unkonstanz vielleicht noch in einigermaßen wellenförmigen Formkurven -natürlich mit Ausreißern nach oben und unten!- darstellen könnte, wäre der Anreiz, einen erfahrenen Senior dabeizuhaben größer.
Es gibt x Wege, wie man das berücksichtigen könnte, und in meinen Augen ist der schlechteste der aktuelle, dass ein Goalie unter 50-60 Erfahrungspunkten de facto keinen Spatz vom Zaun jagt, weil er kaum auf 89% kommt.
In der Tat ein gutes Beispiel, denn Nancy hat die Liga seit Saison 173 nie besser als Platz 8 abgeschnitten. [...]
OK, ich gebe zu, das ist nicht das beste Beispiel, ich wollte nicht zwei posten, damit es nicht noch länger wird, habe dabei aber das definitiv bessere ausgelassen, ebenfalls aus unserer Liga: den Vergleich zwischen Heidelberger und den Bielefeld Pinguinen.
Beide Teams ähnliche SEF der Feldspieler (82,8 im Mittel Heidelberger VS 82,1 im Mittel Bielefeld), Bielefeld sogar mit mehr Erfahrung im Mittel bei den Feldspielern (88,2 Bielefeld VS 77,5 bei Heidelberger).
Verteidigung Heidelberger SEF 83,0 im Schnitt, Bielefeld 80,5; Erfahrung bei den D 79,5 bei Heidelberger, 79,8 bei Bielefeld. Top4 Verteidiger: 87,1 SEF und 92,3 Erfahrung Heidelberger, 85,8 SEF und 100 E Bielefeld.
Center: 89,1 SEF und 95,7 Erfahrung Heidelberger VS 83,5 SEF und 97,7 Erfahrung Bielefeld. Top 2 Center: 90,7 SEF und 100 E Heidelberger, 87,7 und 100 E Bielefeld.
Sehe also die Heidelberger leicht im Vorteil, der aber fast ausschließlich aus den Spielern der 3. Linie kommt, die aber bei Bielefeld nicht im Minus waren, und vor allem nicht viel ärger als bei Heidelberger, wenn man mal über die Milchmädchenrechnung "Summe der erzielten Tore - Mittelwert der +/-" geht.
Der "leichte" Vorteil wächst sich dank des Goalies aber zu einem Unterschied aus, der "über Leben und Tod" entscheiden kann:
Heidelberger mit GK Titov (S75, E75) 92.53 % Fangquote, Regular Season Rang 2, Titov Bengtsson in Gold (!).
Bielefeld mit GK Mashkadov (S75, E27) 83.99 % Fangquote, Regular Season Rang 9, Mashkadov drittschlechtester Goalie der Liga.
Ich will ja auch nicht mal sagen das man da keine Detailarbeit leisten könnte, aber ich sehe nicht dieses riesige Problem, dass den EZM unspielbar macht. Wenn das für einige so ist, dann tut es mir leid, aber daran wird sich wohl erstmal nichts ändern.
Das habe ich inzwischen auch verstanden und werde zumindest versuchen, mich auch dementsprechend aufzustellen. Ist auch ok, das ist halt etwas, mit dem man (derzeit) leben muss, ob man will oder nicht. Fraglich ist, ob es denn unbedingt so bleiben muss... Deshalb habe ich das Thema halt noch einmal aus der Schublade gezogen, in der Hoffnung, dass das stärkere Argument siegt.