Datsjuk4ever schrieb:Sicher?
Jau, schon recht sicher bezüglich der These, dass es auf dem Wege nichts zu erreichen gäbe. Sicher nicht unmöglich, dass ein Trade passiert, aber das geschieht dann zu Burkes Konditionen. Und Burke ist ein anderes Kaliber als die Herren, mit denen sich Rufener bzgl. Nino rumschlagen wollte. Im Alltag ein wortgewandter Fachmann, dem man seine Ivy-League Ausbildung in seinen Sätzen und Argumenationen anhört, aber zur gleichen Zeit ein alt-eingesessener Veteran, selbst kantig, der sich vor ein paar Jahren nach eigener Aussage über einen Streit mit bis-dato-Kumpel und damals Oilers-GM Kevin Lowe (über die Art und Form eines offer sheets für Dustin Penner) am liebsten zu einer Schlägerei in einer Scheune getroffen hätte, um das ganze wie die Ex-Hockey-Spieler zu lösen, die halt beide sind.
Burke ist ein absoluter Idealist. Kleine Anekdote dazu: als Ilya Bryzgalov damals in Anaheim hinter Giguere nicht an die Starter-Rolle kam, hatte er ihm versprochen, dass er ihn dealen würde, wenn sich an der Situation nichts änderte. Tat es nicht. Trotz Bryz' eindrucksvollen Playoffs kurz zuvor (in Abwesenheit von JS) waren die Angebote aber nicht das, was Burke sich vorstellte. Bryz hatte er aber sein Versprechen gegeben, und bevor er ein Unterwert-Angebot eines soliden Teams annahm, schickte er Bryzgalov einfach auf den Waiver, wo sich die Coyotes als eines der damals schlechtesten Teams ihn umgehend schnappten, und wo er im Handumdrehen zu einer Säule wurde. Will heißen: der Idealist Burke macht gegebenfalls auch mal etwas, was nicht unmittelbar das Beste für sein Team ist (denn jedes schäbige Angebot eines 3rd round picks wäre ja objektiv besser gewesen als der gegenwertlose Verlust auf diesem Wege), aber wenn er das Gefühl hat, dass etwas falsch läuft (etwa mit zu niedrigen Angeboten), dann steht er dafür ein. Und es ist nicht schwer zu sehen, dass solche im ersten Moment weniger greifbaren Positionen auf Dauer durchaus höheren Wert haben können, als es immer die pragmatischste Lösung mit sich bringen würde.
Zu guter letzt unterschätzt Du, glaube ich, was so der Standard bei den nordamerikanischen Agenten ist. Was da so bei Newport Sports und Co. rumläuft - da habe ich größte Zweifel, dass Andy Rufener da plötzlich einen völlig neuen Schwierigkeitsgrad darstellt. Der hat auch keine neuen Seiten im Agenten-Buch geschrieben. Es gibt halt nur eine gewisse Menge an Instrumenten, die man an der Hand hat, und ohne Hebelwirkung, die bei jungen Spielern fernab UFAgency oder auch nur arbitration rights halt fast völlig fehlt, lässt sich auch seltenst die Illusion eigener Kontrolle inszenieren.
Datsjuk4ever schrieb:Und, das sollte Burke nicht vergessen, er hat den Niederreiter-Trade erreicht, obwohl ihn, den kleinen Schweizer Agenten, erst alle belächelt haben als er auf Konfrontationskurs ging. Selbst wenn sich Burke und der neue GM nicht wie Snow verrückt machen lassen und das erstbeste Angebot annehmen, (...)
Inwiefern er den erreicht hat und Snow "verrückt gemacht hat", würde ich mal absolut in Frage stellen. Das scheint mir vielmehr Niederreiter selbst erreicht zu haben mit seiner jahrelangen geringfügigen Entwicklung bei den Isles; bei so wenig Ertrag gegenüber dem vergleichsweise großen Investment eines Top-5 Picks und dem verfügbaren geraden Weg Richtung NHL ist es doch stets eine Frage der Zeit, bis etwas passiert.
Datsjuk4ever schrieb:(...) dann werden sie doch die Härte Rufeners zu spüren bekommen. Und es gibt wahrlich angenehmeres, als ständig persönlich sowie via Medien mit Forderungen und Drohungen konfrontiert zu werden.
Wenn das sein ganzer Plan ist, dann wünsche ich viel Erfolg damit.
Er könnte sich keinen schlechteren Gegenspieler als Burke wünschen. Der hat nicht nur keine Not mit den Medien, sondern steht im gesicherten Ruf, diese Plattformen aktiv zu genießen. Und ich würd's auch mal nicht übertreiben mit der angeblichen Härte Rufeners. In der ganzen causa Niederreiter gab's über die 1-2 Jahre, die sich das hinzog, ein paar (2-3?) mediale Kommentare von Rufener, die dann in Hockeykreisen etwas Staub aufwirbelten. Das ist nichts, wovon die meisten GMs sich unter Druck setzen lassen. Ich habe ja auch das Vergnügen, in Sbisa einen seiner Klienten bei den Ducks zu verfolgen, und da meinte er sich in den letzten Jahren auch nur einmal zu Wort melden zu müssen, über eine angeblich falsche Rolle. Aber insgesamt war das dann doch eher zahm. Wäre auch nicht gerade intelligent, in solchen Situationen einen auf John Rambo zu machen.
Das kann man (ob man sollte, ist eine andere Frage...) als Agent von Vanek vielleicht im nächsten Sommer. Aber bei Leuten in den Situationen von Nino, Sven oder Sbisa damals ist man am besten beraten, wenn man das Gegenüber liest. Und um ehrlich zu sein traue ich Rufener da dann tatsächlich durchaus mehr zu, und gerade auch das Fingerspitzengefühl, nicht gegenüber jedem den gleichen Ton anzustoßen. In eine Rolle wie seine bringt man sich - gerade als Europäer - ja auch eher nicht, indem man immer blindlings in die gleiche Kerbe haut.
Datsjuk4ever schrieb:Kommt noch hinzu, dass Burke, zumindest wenn ich die Zusammenfassung auf flames.nhl.com richtig interpretiere, den Rebuild canceln will sowie einige Moves und eine Änderung des Spielstils verlangt. Ob Burke wirklich extrem an Baertschi hängt darf doch zumindest angezweifelt werden.
Naja, nicht canceln (denn drin stecken sie ja eh schon), aber er will ihn nicht klassisch vertiefen und schlechte Platzierungen anpeilen, um dann mit Glück im Draft einen Crosby abzustauben. Das ist seine Philosophie seit Jahren, und da bin ich auch relativ weit bei ihm. Das mit dem Spielstil habe ich aus seinen Worten nicht rausgehört - er sagte ziemlich auffällig, dass ihm das Spiel der Mannschaft sehr gefällt (abgesehen von der Tedenzen, Führungen zu verbummeln), und er auch mit der Arbeit von Hartley sehr zufrieden ist. Natürlich kam er nicht umhin, zu erwähnen, wie er seine Mannschaften gerne baut - mit einer Menge Physis. Aber er ist nicht so naiv, dass er irgendeinem Coach Vorgaben machen würde, wie das gerade vorhandene Spielermaterial zu spielen hat. Und er sagte auch explizit, dass er darüber nicht die Bedeutung von Talent vergisst, und dass es immer einfacher ist, die kräftigeren Jungs zu besorgen, als die kleinen Magier, die den Unterschied ausmachen.
Ich habe garnicht vor, mich allzu weit aus dem Fenster zu lehnen in die eine oder andere Richtung, und es kann durchaus sein, dass er Baertschi nicht riesig schätzt, was ja auch sein gutes Recht wäre. Auf der anderen Seite wurde ihm das mit dem in mancherlei garnicht unähnlichen Nazem Kadri in Toronto auch jahrelang nachgesagt, und dann zeigte sich eigentlich nur, dass der genau die Zeit brauchte...